SchreibWerkstatt
Neue Texte Frankfurter Autoren
119. PRO LESEN - Themenwoche 17. - 22. Februar 2025
Thomas Brasch. Gegen Bevormundung und Zensur
Der Schriftsteller wurde vor 80 Jahren, am 19. Februar 1945, geboren
Büchertisch im Bibliothekszentrum Sachsenhausen, Obergeschoss
Zugänglich während der Öffnungszeiten der Bücherei
Lesung am Donnerstag 20.02.2025, Obergeschoss.
19:00 – 20:30Uhr
„Vor den Vätern sterben die Söhne“
Diese Erzählungen beschreiben in drastischer Sprache die Konflikte in der DDR.
Mit Publikumsgespräch. Eintritt frei
* Auf * ein * Wort *

Thomas Brasch
Zwei Gedichte
Was ich habe, will ich nicht verlieren
Was ich habe, will ich nicht verlieren, aber
wo ich bin, will ich nicht bleiben, aber
die ich liebe, will ich nicht verlassen, aber
die ich kenne, will ich nicht mehr sehen aber
wo ich lebe, da will ich nicht sterben, aber
wo ich sterbe, da will ich nicht hin:
Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin
Aus „Kargo“, Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1977.
Wie viele sind wir eigentlich noch.
Der dort an der Kreuzung stand,
war das nicht von uns einer.
Jetzt trägt er eine Brille ohne Rand.
Wir hätten ihn fast nicht erkannt.
Wie viele sind wir eigentlich noch
War das nicht der mit der Jimi-Hendrix-Schallplatte.
Jetzt soll er Ingenieur sein.
Jetzt trägt er einen Anzug und Krawatte.
Wir sind die Aufgeregten. Er ist der Satte.
Wer sind wir eigentlich noch.
Wollen wir gehen. Was wollen wir finden.
Welchen Namen hat dieses Loch,
in dem wir, einer nach dem andern, verschwinden.
Aus „Poesiealbum“, Verlag Neues Leben, Berlin 1975
Nehmen Sie sich die Zeit, Thomas Braschs Prosa und Lyrik (neu) zu lesen. Es lohnt sich.
Herzlichst,
Ihr Klaus Philipp Mertens