Die Frage erinnert mich an ein bekanntes Gedicht von Max von Schenkendorf aus dem Jahr 1813 (vertont wurde es von Karl August Groos). Er verfasste es vor dem Hintergrund der sogenannten Befreiungskriege gegen die Herrschaft Napoleons. Doch auf Napoleon folgte in den deutschen Ländern die alte Reaktion. Für die Fürsten war Freiheit nach wie vor und ausschließlich die unbeschränkte Verfügungsgewalt über die Bürger, die erneut Untertanen wurden. Dieses Verständnis zeigt die Janusköpfigkeit des Begriffs. Denn die Frage „Freiheit wovon?“ ist relativ schnell beantwortet, die andere, mindestens ebenso wichtige hingegen, „Freiheit wozu?“, wird allzu häufig gar nicht gestellt, geschweige denn beantwortet.
Ich habe einige von Schenkendorfs Versen rasch (und in der Eile etwas kunstlos) umgedichtet, sodass sie meine Auffassung von Freiheit in etwa auszudrücken vermögen. Das hoffe ich jedenfalls.
Freiheit, die ich meine,
Die mein Dasein füllt,
jenseits falschem Scheine,
der das Sein vermüllt.
Muss sich endlich zeigen
Der bedrängten Welt.
Nie mehr stille schweigen
über Macht, Gier, Geld.
Ach! Das wär‘ ein Leben,
selbstbestimmt, zwanglos.
Ohne Konsum-Streben
Ist Freisein grandios.
Wenn die Luft, das Wasser,
Böden, Berge, Meer,
Nicht gehör‘n dem Prasser,
Nicht Privatbegehr.
Weder Himmel noch die Erde
Sind ein Handelsgut.
Stärket nicht die Herde,
Die stets ohne Mut.
Freiheit, die ich meine,
Unser Dasein schützt;
Niemand ist alleine,
Der vereint sie nützt.
Klaus Philipp Mertens