Statt geschlechtergerecht zu sprechen, versieht eine Minderheit vermeintlich männliche Wortformen (das generische Maskulinum) mit dem Anhängsel *in bzw. *innen (oder einem Doppelpunkt bzw. einem Unterstrich). Das mutet wie die Degradierung von Frauen an und ist wahrscheinlich auch so gemeint. Selbst wenn sich einige der Befürworter in Selbstüberschätzung als intellektuelle Avantgardisten verstehen. Was sie nicht davon abhält, sondern eher dazu beflügelt, willkürlich in eine gewachsene Sprache einzugreifen. Eine Sprache, die sich im Lauf der letzten Jahrhunderte ständig verändert hat, nämlich in genuiner Weise, also aus sich selbst heraus, gewissermaßen von unten nach oben.
Der letzte umfassende Eingriff in die deutsche Sprache fand zwischen 1933 und 1945 statt. Damals versuchte das NS-Propagandaministerium, die meisten Fremdwörter, die längst in den allgemeinen Gebrauch übergegangen waren und eigentlich von jedem verstanden wurden, einzudeutschen, was zu einer verkrüppelten Syntax führte. Und Goebbels‘ Ideologen waren darüber hinaus bemüht, militärische Begriffe in das Alltagsdeutsch einzupflanzen, um damit Untertanengeist, Rassenwahn und Kriegsbereitschaft zu stärken. Begriffe wie „durchführen“, „Einsatz“, „Kulturschaffende“ (Letztere abgeleitet von den „Arbeitern der Stirn und der Faust“), „leistungsmäßig“, „querschießen“, „Sektor“ oder „tragbar/untragbar“ haben ihren Ursprung in dieser von menschenfeindlicher Gesinnung getriebenen „Reform“.
Es fällt auf, dass diese Termini aus dem „Wörterbuch des Unmenschen“. überproportional häufig sowohl bei fanatischen als auch gedankenlosen Befürwortern des Genderns in Umlauf sind. In diesen Kreisen werden sie komplettiert durch Redewendungen wie „weiße alte Männer“.
Sämtliche Bestandteile solcher Formeln sind negativ konnotiert, erweisen sich bei genauer Analyse als anti-emanzipativ, völkisch und rassistisch. Die von den Prinzipien Zufall und Notwendigkeit geprägte Evolution hat unterschiedliche Geschlechter, Hautfarben und sexuelle Orientierungen hervorgebracht. Wer mit synthetischen Sprachformen den vielgestaltigen Homo sapiens einengt, diskriminiert ihn.
Menschenfeinde werden um keinen Deut freundlicher, wenn sie sich opportunistisch gegen das Gendern aussprechen, aber reaktionär bleiben. Beispielsweise die Partei "Alternative für Deutschland". Weil die große Mehrheit der Deutschen das Gendern ablehnt, versucht die AfD diese Stimmung für sich zu nutzen. In ähnlicher Weise reklamiert sie einige Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime für sich. In der AfD-Publizistik stößt man regelmäßig auf Behauptungen wie "Anne Frank wäre heute bei uns". Auch die Geschwister Scholl und Pfarrer Dietrich Bonhoeffer werden posthum zu Gefolgsleuten dieser rechtsradikalen Gruppe erklärt.
Obwohl die Redaktion der »Brücke unter dem Main« ein Herz für Minderheiten hat und sich regelmäßig als Organ jener definiert, die in der Gesellschaft stimmlos sind, folgen wir der Minderheit der Genderer ausdrücklich nicht. Ja, wir haben am 31. Januar 2024 sogar den Negativ-Preis »Analphabētos« ausgelobt. Ihn verleihen wir sporadisch an Personen und Publikationen, deren Genderbesessenheit für Sprachästheten unerträglich geworden ist.
Den DUDEN haben wir wegen sprachlogischer Defizite, insbesondere hinsichtlich der Bedürfnisse der Medieninformatik, bei der Neukonzeption der »Brücke« im Jahr 2018 durch das offizielle Wörterverzeichnis des „Rats für deutsche Rechtschreibung RdR“ samt dessen Regelwerk ersetzt. Dieses basiert auf der Rechtschreibreform von 1996 und berücksichtigt auch die Anpassungen der Jahre 2004, 2006 und 2011. Es belässt es bei der vollständigen Bezeichnung von Männern und Frauen (definiert also das Weibliche nicht über das Männliche und degradiert Frauen nicht zu Anhängseln) und nutzt bei der Abstraktion das geschlechtsneutrale Maskulinum. Dieses Epikoinon meint Frauen nicht nur mit, sondern es meint grundsätzlich Frauen und Männer, ist also sexusindifferent.
Das amtliche Verzeichnis gilt in den Staaten, die sich der Rechtschreibreform vertraglich angeschlossen haben, als Referenzwörterbuch. Diese sind Deutschland, Österreich, Liechtenstein, die Schweiz, Luxemburg, Italien (für die autonome Region Südtirol) und Belgien (für die deutschsprachige Gemeinschaft in Ost-Belgien).
Das erwähnte „Wörterbuch des Unmenschen“ wurde 1945 von den Journalisten Dolf Sternberger, Gerhard Stürz und Wilhelm E. Süskind für die Zeitschrift „Die Wandlung“ zusammengestellt. 1957 erschien es als Buchausgabe und erlebte mehrere Auflagen. Thematisch ähnlich ist Victor Klemperers „LTI Lingua Tertii Imperii – Notizbuch eines Philologen“ angelegt.
Erreichen uns in der Redaktion Texte, welche Genderformen enthalten, kann sie das automatisierte System nicht lesen und sie landen ungelesen im Spam-Ordner. Darum bitten wir, in Zuschriften, Pressemeldungen und Manuskripten ausschließlich die Regeln des RdR anzuwenden.