Seit 2018 haben sich die Leistungen von Schülern in Mathematik und Naturwissenschaften stark verschlechtert. Auch die Sprachkompetenz nimmt ab. Laut dem Bildungsmonitor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist das Leistungsniveau und damit die Schulqualität insgesamt gesunken. Besonders große Probleme gibt es bei der Integration von Kindern aus Flüchtlingsfamilien.
Der Studienleiter des Bildungsmonitors sagte der ARD, dass die Schulen zentrale Herausforderungen der letzten Jahre nur unzureichend bewältigt haben. Neben der Überforderung durch die Fluchtmigration betreffe das auch die Bildungslücken und Motivationsprobleme seit der Corona-Pandemie und den Umgang mit Smartphones. Deren permanente Nutzung führe oft zu Konzentrationsproblemen. Kinder könnten Erlerntes nicht ausreichend verarbeiten. Insbesondere Schüler aus bildungsfernen Schichten seien noch weiter abgehängt worden.
Der Pädagoge Georg Picht sah 1964 die Bildungspolitik der Bundesrepublik auf eine Katastrophe zusteuern. Die Ursachen dafür erkannte er in ungerechten Bildungschancen, vielfach unzureichend ausgebildeten Lehrern, zu wenig Abiturienten, unterschiedlichen Abi-Niveaus in den Bundesländern, und nicht zuletzt in einem antikulturellen Schulsystem, das Schüler nach möglichen späteren Berufen vorsortierte („für das spätere Leben“). Seine Thesen veröffentlichte er zunächst als Artikelserie in der Wochenzeitung „Christ und Welt“ (die es nicht mehr gibt), anschließend als erweiterte Buchausgabe („Die deutsche Bildungskatastrophe“).
Auch sechs Jahrzehnte danach muss ich regelmäßig an Pichts Voraussagen denken, wenn ich ungeplant mit Schülern und Lehrern ins Gespräch komme, die sich als Zaungäste bei PRO LESEN-Literaturveranstaltungen einfinden. Mir fallen dann Wissenslücken auf (Kultur, Gesellschaft, Politik), ebenso Probleme bei logischen Argumentationen.
Als Picht seine Warnungen publizierte, war ich in der Obersekunda. Einiges von dem, was er kritisierte, konnte ich damals auch beobachten. Anderes, beispielsweise die Verknüpfung von mathematisch-logischem Denken und sprachlichem/schriftlichem Ausdruck, wurde systematisch eingeübt.
Wenn ich heute bei den erwähnten Gelegenheiten auf Schüler und Lehrer treffe, die gendern, frage ich, warum sie Epikoinon und Sem, einen Bedeutungsbestandteil in Wörtern, anscheinend für überholt halten. Ausnahmslos konnte mir niemand antworten, keiner wusste, worum es ging. Ohne kritische Rückfragen passen sich jüngere Menschen einer vermeintlich modernen Sprachvariante an, die für sich Geschlechtergerechtigkeit reklamiert, aber die Hälfte der Bevölkerung zu Anhängseln degradiert (*in/*innen).
Vor diesem Erfahrungshintergrund möchte ich die Schule dazu verpflichten, heute, morgen und in aller Zukunft Folgendes besonders intensiv zu vermitteln: Logisches Denken, Interesse an der Welt, objektive Wahrnehmung, verstehendes Lesen, korrektes Reden und Schreiben gemäß den Standards der Grammatik. Denn an diese Grundlagen können sämtliche Wissenschaften und Fertigkeiten andocken, für die sich Schüler später beruflich entscheiden.
Das gilt auch für Automaten mit einprogrammierter digitaler Intelligenz, die KI genannt wird. Die Anwendungssystematik muss durchgängig logisch und plausibel aufgebaut sein. Also mathematischen Axiomen und den Regeln der (deutschen) Grammatik entsprechen.
Ihr Klaus Philipp Mertens

