Auf die tatsächlichen Herausforderungen, mit denen die modernen Industriegesellschaften konfrontiert sind, gab Donald Trump keine Antworten. Mutmaßlich stellen sich ihm und seiner Klientel die Fragen gar nicht. Anscheinend nimmt er den Klimawandel nicht wahr und er ist weder in der Lage noch willens, Kausalzusammenhänge zwischen Klimaveränderung und Umweltkatastrophen, unter denen auch sein Land leidet, zu erkennen. Ja, er hat angekündigt, die Probleme noch zu verschärfen. Der (erneute) Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen, die Ankurbelung der Förderung von Öl und Kohle sowie die uneingeschränkte Produktion von Schrottautos mit Verbrennungsmotor wurden zwar rhetorisch verschleiert und beschönigt. Aber diese Art von Volkswirtschaft bedeutet nichts anderes als Verschwendung von Ressourcen, Korruption und Vetternwirtschaft, die euphemistisch als Deals bezeichnet werden.
Trumps Antrittsrede war geprägt von banalen und dümmlichen Phrasen. Die schlichten Gemüter und Krämerseelen, die ihn gewählt haben, zeigten sich begeistert. Ebenso die Strippenzieher im Hintergrund. Auch die Geschwister im Ungeist, etwa die AfD, waren aus dem Häuschen. Es scheint so, als war der 20. Januar 2025 die Geburtsstunde der „United Silly Fools of America USFA“. Ein neu verfasstes Land, das seine territorialen Ansprüche gegenüber Dritten (Panama, Grönland) gar nicht erst versucht kleinzureden. Das den Armen der Welt die Solidarität kündigt (Stopp der UN-Welthungerhilfe) und Flüchtlinge zu Terroristen erklärt (Mexikaner). Das einen wirtschaftlichen Protektionismus zu Lasten anderer Staaten ankündigt und im Inneren autoritär durchregieren und die Rechte von Minderheiten verletzen will. Und das die Absicht hat, Kriege wie den gegen die Ukraine und den in Palästina per Ordre Mufti zu lösen – also ohne die unmittelbar Betroffenen.
Wenn sowohl die Politiker als auch die Bürger der Europäischen Union klug sind, werden sie durch ihr gutes Beispiel zeigen, dass es auch humane Ideale gibt und die Ideologie der Idioten nicht dominieren kann und wird. Dazu gehört Mut. Es wird sich zeigen, wer tapfer und wer unterwürfig ist. Eine klare Positionierung könnte auch ein Signal sein an die amerikanischen Demokraten (nicht nur an die Mitglieder der Partei dieses Namens). Sie sollten ermuntert werden, nicht in der Niederlage auszuharren, sondern dem Trumpismus entschlossen entgegenzutreten.
Klaus Philipp Mertens