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Falsches Deutsch lernen. In der Frankfurter Volkshochschule

Das Programm für Herbst/Winter 2024/25 irritiert durch Grammatik- und Rechtschreibfehler

© VHS Frankfurt am Main


Seit Mitte August liegt das aktuelle Programmheft der Volkshochschule Frankfurt am Main vor. Bildungsdezernentin Sylvia Weber und der Direktor der Volkshochschule, Danijel Dejanovic, begrüßen die Leser und potentiellen Teilnehmer allerdings mit gegenderten Texten. Das setzt sich durch das gesamte Programmheft fort und macht auch bei den Deutschkursen für Ausländer nicht halt.


Eine deutliche Mehrheit der deutschen Bevölkerung, nämlich 70 Prozent, lehnt das Gendern ab, weil es ihr als grammatikalisch fehlerhaft, ungenau, sperrig sowie als synthetisch erscheint.

Die Minderheit der Befürworter vertritt hingegen die Auffassung, dass durch das  permanente Anhängen der weiblichen Endungen „in“ bzw. „innen“ mittels Sonderzeichen (Asterisk, Doppelpunkt oder Unterstrich) an eine vorangegangene, vermeintlich männliche Form, Frauen und andere Geschlechter geschlechtergerecht angesprochen werden können. Dadurch leiste das Gendern einen Beitrag zur Wahrnehmung und Emanzipation dieser Bevölkerungsgruppen.

Doch das Gegenteil ist richtig. Frauen und sexuelle Minderheiten werden zu Anhängseln degradiert, die nur durch ihren Bezug zum geschlechtsneutralen Maskulinum existent sind. Sie weichen dadurch von der Sprachlogik ab, die seit Jahrhunderten der deutschen Grammatik immanent ist. Denn die definiert und hierarchisiert niemanden über das Männliche. Die Anhängsel werden für sich allein zum Nichts bzw. sind eigenschaftslos. Gemäß der logischen Implikation ist die Person, die mit der Anfügung *in symbolisiert wird, an die Existenz der vorangegangenen (Leit-) Person gebunden.
 
Es gibt keinen Grund, sich an dieser Art Diskriminierung zu beteiligen. Denn sie basiert auf Bildungsferne und fehler- bis lückenhaften Deutschkenntnissen (die leider auch bei Pädagogen zunehmend anzutreffen sind). Mit dem geschlechterneutralen Maskulinum, dem Epikoinum, verfügt die deutsche Sprache über eine Form, die sämtliche Geschlechter meint (und nicht nur „mit“ meint).

An Stelle von „Liebe Freund:innen“ (Sylvia Weber) oder „Liebe Kursteilnehmer:innen“ (Danijel Dejanovic) könnte „Freunde“ und „Kursteilnehmer“ stehen. Das ist gutes Deutsch. Man darf aber auch von Freunden und Freundinnen sowie von Kursteilnehmern und Kursteilnehmerinnen sprechen. Die Kursanten werden dann im Lauf des Unterrichts hoffentlich lernen, warum das so ist.

Bereits Ende April 2024 stimmte die Kultusministerkonferenz (KMK) der Neufassung des amtlichen Wörterverzeichnisses und der Anpassung des amtlichen Regelwerks zu, die der Rat für deutsche Rechtschreibung (RfdR) vorgelegt hatte. Letzterer teilte im Juli 2024 offiziell mit, dass Sonderzeichen im Wortinneren zur Kennzeichnung von Geschlechtsidentitäten nicht aufgenommen wurden, da sie nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie gehören und derzeit wissenschaftlich nicht zu begründen sind.
Der Rat ist gemäß der Rechtschreibreform von 1996 ein Gremium deutschsprachiger Länder bzw. von Ländern mit deutschsprachigen Minderheiten. Hierzu zählen die Bundesrepublik Deutschland, die Republik Österreich, die Schweizerische Eidgenossenschaft, die autonome Provinz Bozen-Südtirol, die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens und das Fürstentum Liechtenstein.
Die Sprachregeln sind verbindlich für alle öffentlichen Behörden, die Justiz, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die staatlichen Schulen und Hochschulen Deutschlands. Damit erfüllen sie auch die Vorgabe von § 23 des Verwaltungsverfahrensgesetzes, in dem Deutsch als Amtssprache der Bundesrepublik Deutschland festgeschrieben ist.

Die Redaktion des Programmheftes der Volkshochschule Frankfurt am Main veröffentlicht auf den Info-Seiten u.a. die Betriebssatzung. Darin heißt es, dass die Volkshochschule Frankfurt am Main eine Einrichtung des öffentlichen Bildungswesens ist. Ihre Aufgabe sei es, ein Bildungsangebot nach den Grundsätzen und Regelungen des Gesetzes zur Förderung der Weiterbildung im Lande Hessen (Hessisches Weiterbildungsgesetz - HWBG) zu gewährleisten. Die Vermittlung von korrektem Deutsch und nicht dem Deutsch einer ideologischen Gruppe gehört nach korrekter Lesart eindeutig zu diesen Aufgaben. Folglich ist das Amtliche Regelwerk anzuwenden. Erwartbar wäre ein Programmheft in fehlerfreiem Deutsch gewesen. Das vorliegende müsste eigentlich makuliert werden. Denn es führt zu einem falschen Sprachverständnis und führt Lernende in die Irre.


Juliane Schätze