Das kritische Tagebuch

Genderitis auch im „Börsenblatt für den deutschen Buchhandel“

Meldung aus der fiktiven Wirklichkeit – 16. April 2021

Wer den täglichen Newsletter des Börsenblatts des deutschen Buchhandels (boersenblatt.net) liest, kann den Eindruck gewinnen, dass Buchhändlern und Verlegern die Grundlagen der deutschen Grammatik und der deutschen Rechtschreibung verloren gegangen sind. Denn in den meisten Artikeln wird „gegendert“. Und dies in einer Branche, die sich in der Corona-Pandemie als systemrelevant bezeichnet und es geschafft hat, dass stationäre Buchhandlungen mittlerweile von den härtesten Beschränkung, nämlich der Ladenschließung, verschont sind.

Eigentlich wäre zu erwarten, dass dem Verband, der sich über seine Verbandstätigkeit hinaus als Literatur- und Kulturbewahrer versteht und jährlich einen Friedenspreis vergibt, das amtliche Regelwerk bezüglich Richtigschreibung bekannt sein sollte. Denn dieses kennt den Genderstern samt seiner Derivate nicht. Das bedeutet, dass der Verband falsch schreibt und andere zum Falschschreiben anhält. Ein Tatbestand, der sich vor allem auf Schüler und Studenten negativ auswirken kann. Denn die müssen ihre normalen Arbeiten und erst recht ihre Prüfungsarbeiten entsprechend den amtlichen Rechtschreibregeln erstellen.
Die Betroffenen können, falls es „mangelhaft“ oder „ungenügend“ in geradezu inflationärer Größenordnung hageln sollte, nicht auf den fehlgeleiteten Geschmack in bestimmten Gender-Reservaten verweisen. Denn die erwähnten amtlichen Regeln wurden nach einer Übergangsfrist im Jahr 2007 auch für Schulen als verbindlich erklärt. Das war die letzte Station der Rechtschreibreform, die 1996 begonnen hatte. An ihr waren Kommissionen aus der Bundesrepublik, aus Österreich und aus der Schweiz beteiligt. Eine solche internationale Übereinkunft lässt sich nicht mit einigen Gender-Sternchen beseitigen.

So bleibt die Erkenntnis: Das Gendersternchen scheint für den militanten Feminismus eine ähnliche Bedeutung zu haben wie der Ruf „Allahu Akbar“ für den Islamistischen Staat. Man muss anscheinend aus der Zeit gefallen sein, um so etwas mögen zu können.

K.P.M.

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