Seit der US-Milliardär Elon Musk den künftigen Präsidenten Donald Trump unterstützt und die rechtsextreme AfD zur letzten Hoffnung Deutschlands erklärt, wird die Frage immer häufiger und unüberhörbar gestellt: Wie gefährlich sind Reiche für die Demokratie?
Das Problem erscheint noch komplexer, als es die Frage zunächst vermuten lässt. Die Antwort bestünde zunächst in der Untersuchung, ob der Reichtum gerecht erworben wurde, also nicht zu Lasten anderer. Und zwar anhand der Maßstäbe Chancengleichheit, Talent, investierte Arbeit und angemessene Honorierung. Ebenso sollte deutlich werden, ob mit Reichtum in gesellschaftlich verantwortungsvoller Weise umgegangen wird. Nämlich ohne Protz und zur Schau gestellten Luxus, ohne Diskreditierung der weniger Wohlhabenden und der Armen. Mit Letzteren verbindet sich zwangsläufig die Kernfrage. Nämlich ob und in welchem Umfang Reichtum als Mittel politischer Macht eingesetzt wird. Und ob Reichen bewusst ist, dass sie genau wie alle anderen Staatsbürger der Demokratie verpflichtet sind und es keine Rechtfertigung dafür gibt, wegen des persönlichen Wohlstands den demokratischen und sozialen Staat infrage zu stellen.
Am Beispiel von Elon Musk lässt sich die dunkle Seite des Reichtums darstellen. Es mangelte ihm an humaner Erziehung, seine sozial indifferenten Eltern zogen einen talentierten Außenseiter heran, dessen Überlebensstrategie die Rücksichtslosigkeit wurde. Musk ist kein Genie, sondern ein Hasardeur. Er ist zwar intelligent, aber extrem egoistisch. Er riskierte häufig alles und verlor viel, gewann aber auch mehrfach. Diese Gewinne gehen bis in den Milliarden-Dollar-Bereich. In seinen Wirtschaftsunternehmen verlangt er von seinen Mitarbeitern permanent Höchstleistungen, entlohnt sie aber lediglich durchschnittlich. In seinen Firmen ist Arbeitssicherheit ein Fremdwort. Gewerkschaften sind bei ihm unerwünscht. Wenn die Leute dagegen protestieren, entlässt er sie. Er gilt als machtbesessener Tyrann. Aber: Musk besitzt ein zuverlässiges Gespür für zukunftsfähige Technologien und Produkte. Seine Übernahme der Tesla – Autofabrik erwies sich als weitsichtig. Allerdings scheint er mit der Weiterentwicklung von Hochleistungsbatterien überfordert zu sein. Tesla-Fahrzeuge fallen derzeit häufiger aus als in früheren Jahren.
Reichtum und die daraus hervorgegangene wirtschaftliche Macht lassen sich am besten durch politischen Einfluss absichern. In den USA hat Musk dazu einen idealen Bündnispartner gefunden: Donald Trump. Im Gegensatz zu Elon Musk ist der künftige US-Präsident nur mäßig gebildet und intellektuell völlig überfordert, wenn es um den notwendigen Wandel zu einer digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft geht. Musk wird seine Schwächen ausnutzen und ihn für seine Zwecke zu instrumentalisieren versuchen. Sollte Trump nicht liefern, wird er ihn lächerlich machen. So wie er unlängst den Brexit-Initiator Nigel Farage vom hochstilisierten Retter Großbritanniens zum tief gefallenen Clown aller Angelsachsen herabstufte. Auch Giorgia Meloni muss damit rechnen, von ihm morgen oder übermorgen öffentlich als Hure Putins deklariert zu werden; die AfD-Führerin Alice Weidel ist sogar die aussichtsreichste Anwärterin auf Musks öffentliche Demontage.
Ihr Klaus Philipp Mertens