Das kritische Tagebuch

Fakes & Fakten aus Mainhattan. Satirische Wochendepesche

Rotgestrichene Radwege werden aufgerissen. Frankfurt wird Stadt der Fußgänger. Eigentum an Grund und Boden kann nicht mehr erworben werden. OB kündigt Entlassung mehrerer Dezernenten an.

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Rotgestrichene Radwege werden aufgerissen und zu naturbelassenen Streifen umgebaut

Die Farbe ist für die extreme Erhitzung der Radwege und angrenzender Gehwege verantwortlich. Und sie trägt zusammen mit anderen Pflasterungen zu einer umweltschädlichen Versiegelung der Stadtlandschaft bei. Regen, falls er überhaupt niedergeht, erreicht nicht mehr die tieferen Erdschichten. Über kurz oder lang würde Frankfurt verdursten. Dies auch, weil die Rhön kein Trinkwasser mehr liefern will.
Andere Radwege werden entpflastert und mit einer wasserdurchdringlichen Oberfläche versehen. Verkehrsdezernent Stanislaus Majowski will mit diesen und anderen Maßnahmen den ökologischen Untergang der Stadt abwenden. Der Frankfurter Citoyen sei entweder zu Fuß oder mit dem ÖPNV unterwegs. Die Anzahl der Radfahrer habe mittlerweile ein bedrohliches Ausmaß erreicht. Fehlende Verkehrsdisziplin, aber auch die Tendenz, nach oben zu buckeln und nach unten zu treten, sei aus rechtlichen und politischen Gründen nicht mehr hinnehmbar.

 

Frankfurt wird Stadt der Fußgänger. Autofahrer müssen sich umstellen

Aber auch Autofahrer müssten sich laut Majowski auf neue Zeiten einrichten. Auf zweispurigen Autostraßen erhielte der rechte Fahrstreifen ein Kieselschotterbett, während der linke asphaltiert und Polizei und Rettungsdiensten vorbehalten bliebe. Autostraßen und Radwege gäbe es künftig nur noch außerhalb geschlossener Ortschaften. Jede neue ÖPNV-Linie müsse entweder als Tram oder als S-Bahn errichtet werden. Nach fünf Jahren Probebetrieb sollten die Ergebnisse der Reform evaluiert werden.

 

Zeitenwende beim Verständnis von Grund und Boden

Oberbürgermeister Paul Ackermann unterstrich in einem Gespräch mit der „Neuen Hessenschau“ (Premiumausgabe für Vollalphabeten), dass die Frankfurter Verkehrswende das Ende der Gentrifizierung bedeuten würde. Zu dieser Zeitenwende trüge auch entscheidend bei, dass Grund und Boden in Frankfurt ab sofort nicht mehr von Privaten erworben werden könnten. Diese würden lediglich für maximal 30 Jahre pachtbar sein. Bei bereits erworbenem Grundeigentum gingen nach 50 Jahren sämtliche privaten Eigentums- bzw. Besitzrechte verloren und fielen an die Gemeinschaft zurück. Frankfurt am Main sei dadurch die erste Metropole in Deutschland, in der Betongold sich automatisch zu Betonschrott verwandele. Als erste Gerüchte über die bevorstehende Grund- und Bodenreform bekannt wurden, hätte eine Fluchtbewegung aus Luxusimmobilien eingesetzt, so aus dem Hansa-Turm in Sachsenhausen. Die bald eigentumslosen Besitzer seien in ihre ursprünglichen Wohnorte in China, Russland oder in die Emirate zurückgekehrt.

 

OB kündigt Entlassung mehrerer Dezernenten an

Ackermann kündigte an, dass er parallel zum Amtsenthebungsverfahren am 6. November mehrere Dezernenten entlassen und deren Aufgaben einstweilen selbst übernehmen würde.

 

„Das kritische Tagebuch“ führte Nikolaeus Merthon