Bundeskanzler Friedrich Merz hat mit seinen Äußerungen über nicht integrierte Zugewanderte, die mancherorts das Stadtbild stören würden, eine kontroverse Debatte ausgelöst. Aber es gibt auch Ärgernisse mit größerem Störpotential. Überdies kann die persönliche Wahrnehmung sehr unterschiedlich sein. Denn sie ist abhängig von Begabung, Bildung, Interesse und Erfahrung. Objektivität ist nicht immer zu erwarten, obwohl die Welt die Gesamtheit aller Tatsachen ist (nachzulesen in Ludwig Wittgensteins „Tractatus logico-philosophicus“).
Um mir ein persönliches (subjektives) Bild von den jeweiligen realen Verhältnissen zu machen, bewege ich mich regelmäßig als investigativer Bürger durch meine Wahlheimat Frankfurt.
Sie war nie eine schöne Stadt, aber sie weist einige markante und sehenswerte Punkte auf. Doch mittlerweile wird sie immer hässlicher: Rotgestrichene Radwege, die wie metastasierende Tumore durch die Stadt mäandern und urbanes Leben erdrücken. Unübersehbar sind die Elektroroller, die anscheinend weniger der Fortbewegung als vielmehr den Barrikadenkämpfen gegen Fußgänger dienen. Zu Gunsten der Massen an undisziplinierten Radfahrern hat der Magistrat anscheinend eine Umkehrung aller Werte beschlossen, zumindest wurden für sie die Verkehrsregeln außer Kraft gesetzt. Durch die engen Straßen der Innenstadt zwängen sich Tag für Tag übergroße Limousinen, in denen zumeist nur jeweils ein Insasse miesepetrig auf den sich permanent stauenden Verkehr starrt und andere Autofahrer unhörbar beschimpft. Ja, vor allem die SUV sind eine Plage. Und sie riechen stark nach Puff. Großstädte wie Paris und London, die von kompetenten Politikern regiert werden, vermeiden solche Gift ausstoßenden Schlangen durch eine Maut. In den Eingangsbereichen der noch verbliebenen Warenhäuser, vor dem Hauptbahnhof und in der B-Ebene unter der Hauptwache schreien Typen aus allen Nichtkulturen unablässig irgendwelchen Nonsens in ihre Smartphones. Die Drogenszenen vor dem Kaisersack und zunehmend in Grünanlagen könnten längst aufgelöst sein, wenn man die Konsumenten zu den Produzenten und Verteilern in die schicken Luxuswohnanlagen verbannt hätte.
Es scheint so, als laste über Frankfurt eine unsichtbare destruktive Wolke, die auf Verstand und Moral drückt. In solchen Situationen kann ich den Bundeskanzler verstehen, wenn er ruft: „Habt ihr noch alle Tassen im Schrank?!“.
Ja, offensichtlich brauchen wir ein anderes Stadtbild. Besser noch: eine Stadt mit anderen Prioritäten. Nämlich eine, auf deren Ortseingangsschildern „Dummheit verboten“ steht. Und das nicht nur in Frankfurt.
Klaus Philipp Mertens

