Die Reporterin Julia Ruhs hat ein Buch über die von ihr wahrgenommene „links-grüne Meinungsmacht“ veröffentlicht. Sie versteht es als einen Beitrag über „die Spaltung unseres Landes“. Der in der Medienwelt als rechtsaußen geltende Langen-Müller Verlag bot ihr dazu das Forum. Da scheint zusammengewachsen zu sein, was in der demokratischen Publizistik keine Chance hätte.
Ob es in der Zielgruppe Interesse findet, sei dahingestellt. Ich halte es für wenig wahrscheinlich. Denn das verstehende Lesen gehört nicht zu den Fähigkeiten dieser Leute. Auch die Ablehnung des Genderns wird mit nichtwissenschaftlichen Argumenten begründet. Dieses Unvermögen haben sie mit den grünen und linken Befürwortern synthetischer Eingriffe in die deutsche Sprache gemein.
Eine Spaltung des Landes sehe ich auch. Aber sie verläuft zwischen den Dummen und den Aufgeklärten. Die Rechten sind ausnahmslos immer den Dummen zuzurechnen, quasi als Saudumme (wobei man den Schweinen vermutlich Unrecht tut).
Der Titel des Buchs erinnert an die Schmähpropaganda der Rechten. Jörg Meuthen, damals AfD-Vorstandsmitglied, wollte im April 2016 „weg vom links-rot-grün verseuchten 68er-Deutschland“. Zu Schlagworten dieser Art passt auch „Lügenpresse“. Julia Ruhs verwendet diese Diffamierung nur indirekt, wenn sie den öffentlich-rechtlichen Sendern „Unausgeglichenheit“ vorwirft, also einseitig links, linksliberal und grün in Berichterstattung und Kommentierung zu sein. Und zu wenig objektiv gegenüber der AfD. Letzteres ist mir bei ARD und ZDF nie aufgefallen. Alice Weidel, Tino Chrupalla, Alexander Gauland, Beatrix von Storch oder Björn Höcke kommen stets ausführlich zu Wort und interpretieren ihre Positionen zutreffend selbst am besten. Die Nähe zu demokratischen Parteien ist bei Moderatoren und Kommentatoren nie auffällig.
Meinungen in professionellen Medien basieren nachprüfbar auf politischen, historischen und sprachlichen Analysen von Meldungen, Dokumenten und Stellungnahmen (es gibt nur wenige Ausreißer). Manipulationen werden von Frau Ruhs herbeigeredet.
Anders verhält es sich bei den „sozialen Medien“ (der verharmlosende Begriff sollte verboten werden und der Gebrauch mit einer hohen Haftstrafe belegt sein). In dieser illustren Gesellschaft aus Bildungsfernen, Päderasten, Fundamentalisten, Rechten und Verschwörungsfanatikern sind AfD, Dritter Weg, Identitäre und Trump ein Dauerthema. Den Intendanten und Programmdirektoren der Öffentlich-rechtlichen ist allerdings vorzuwerfen, dass sie diese Desinformanten nicht aussperren. Möglicherweise verstecken sich in Intendantenkreisen gewisse heimliche Leidenschaften. Das wäre ein Thema für den investigativen Journalismus.
Was steckt ansonsten noch in den 208 Seiten von Julia Ruhs Buch? Nichts als Schlichtes und Unverdautes, was in redundanter Weise immer wieder neu aufgegriffen wird.
Klaus Philipp Mertens
Bibliografische Daten
Julia Ruhs
Links-grüne Meinungsmacht
Die Spaltung unseres Landes
208 Seiten, Softcover
Erschienen am 18.08.25
Verlag Langen-Müller
ISBN 13- 978-3-7844-3749-1
Ladenpreis 20,00 Euro
